TERRA.track: Kellenberg
Natur- und Geopark TERRA.vita Verifizierter Partner Explorers Choice
An einem Sommertag, der mit 30° Außentemperatur seinen Namen verdient, entschließen wir uns für uns für diese Wanderung. Wir möchten etwas „Strecke“ machen, aber nicht kollabieren. Der TERRA.track Kellenberg ist fast vollständig bewaldet und das sehr abwechslungsreich. Zwei erdgeschichtliche Besonderheiten, der Grüne See und die Saurierfährten, erfordern zumutbare Abstecher und stehen auch auf dem Plan.
Die vielen Farben von Grün
In der Form einer abstrakten „Acht“, die sich in der Mitte nicht ganz schließt, umrunden wir mit dem TERRA.track Kellenberg den gleichnamigen Wiehengebirgsabschnitt, der sich in den Kleinen und Großen Kellenberg aufteilt und mit einer maximalen Höhe von 211 m über NN aufwartet.
Zwei Varianten stehen zur Verfügung, sofern die Wanderung verkürzt werden soll. Wir nehmen alles mit; für eine sportlich-kleine Sonntagsrunde empfehlen sich aber die Abkürzungen sowie der Alternativ-Startpunkt am Grünen See.
Unser Weg führt uns komplett durch ein heutiges Landschaftsschutzgebiet, das kulturhistorisch vielfach genutzt wurde und noch entsprechend markante Spuren zeigt. Durchzogen von mehreren Bachtälern wie dem Huntetal oder dem Druckemühlenbachtal, spielen Gewässer hier auch eine attraktive Rolle im Landschaftsbild.
Hinweis zu den Varianten und Zuwegen:
Dieser Weg bietet markierte Variationsmöglichkeiten und Zuwege zur Hauptroute. Da Varianten und Zuwege im Tourenplaner von outdooractive derzeit nicht abgebildet werden können, ist in der Galerie ein Auszug in Form eines Fotos der an den Wanderparkplätzen aufgestellten Schautafeln abgebildet. Dieses Foto kann in der Browser-Version von outdooractive über die Drucken-Funktion im oberen rechten Bereich und der Aktivierung des Schalters "Topo" als pdf-Datei erzeugt und heruntergeladen werden.
Autorentipp
Im Rahmen der Meller Naturführungen wird vielfach der Kellenberg zum Exkursionsgebiet. Ein Blick ins Jahresprogramm lohnt sich unter www.melle.info/naturfuehrungen
Wegearten
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Ziel
Wegbeschreibung
Wir wählen als Startpunkt den Wanderparkplatz „Saurierfährten“ auf Bad Essener Gemeindegebiet und gelangen über den kurzen Zuweg auf unsere Route, der wir im Uhrzeigersinn folgen möchten. Sofort machen sich die frischere Luft und die Beschattung der Bäume bemerkbar; da fällt der leichte Anstieg zu Beginn nicht schwer. Nicht lange und wir bemerken parallel zum Weg platzierte Infotafeln, die uns in unregelmäßigen Abständen beschreiben, welche Baumarten hier mit welchem Zweck gepflanzt wurden – und wann. So passieren wir just eine Parzelle mit Stileichen, die bereits seit 1822 hier wachsen und als „Altholzinsel“ dies noch die nächsten 800 Jahre tun dürfen, damit sie im Verlauf ihres „natürlichen Alters“ von 1000 Jahren zahlreichen Tierarten ein Zuhause, Schutz und Nahrung bieten können.
Wirtschaftswald mit Psssst…Charakter
Gut ausgebaute Forstwege ermöglichen uns ein ungehindertes Fortkommen auf unserer Route; der vorherrschende Waldtyp hier ist Nadelwald mit Fichten oder Kiefern – und zwar in einem äußerst vitalen Zustand! Es duftet nach den ätherischen Substanzen aus Rinde, Nadeln und Blättern – Terpene genannt und nachweislich stressmindernd und gesundheitsfördernd. Wir sind gänzlich stressfrei und so fällt uns auch auf, dass der Geräuschpegel einer Nulllinie gleicht, sofern man das Klopfen eines Spechtes oder das Rascheln einer Rötelmaus ignorieren möchte.
Neben einigen Wildnisflächen, Altholzbeständen, Grünland und Acker durchwandern wir hier klassischen Wirtschaftswald. Ein Großteil der Waldfläche, teils kleinräumig parzelliert, ist im Besitz von Privateigentümern, aber auch die niedersächsischen Landesforsten verwalten einen respektablen Anteil im Kellenberg. Heißt also: hier wird Wald wirtschaftlich genutzt. Das hat Tradition, wovon auch zahlreiche Hohlwege oder durchgewachsener Niederwald künden.
Landschaftswechsel mit „Perspektive“
Wir steuern geradewegs auf eine große Fläche zu, wo ein enormer Holzeinschlag stattgefunden hat. Dies eröffnet uns zwar ungeahnte Perspektiven, gründet sich aber auf katastrophale Ereignisse: was Orkantief Friederike im Jahr 2018 begann, führten die nachfolgenden Trockenperioden und der massive Befall von Schädlingen im Fichtenbestand fort. Viele Holzpolter säumen unseren weiteren Weg, den wir in nördlicher Richtung fortsetzen. Wir sehen aber auch: vielfach hat sich die Natur die Fläche bereits wieder erobert und schafft neue Lebensräume. Im weiteren Verlauf lässt uns die Wegweisung südlich weiterwandern und wir laufen, weiter beschattet von Mischwald, parallel zum mäandernden Glanebach, der der Hunte zufließt und mit seiner Bach- und Uferstruktur ganz andere Naturräume bietet.
Zwischen Grünland und Waldsäumen setzen wir unseren Weg über den Großen Kellenberg fort und nähern uns unserem ersten Abstecher, dem Grünen See. Vorher geht’s jedoch noch eine ganze Weile abwärts durch ebenfalls mittlerweile lichtes Waldgebiet, bevor wir die Kellenbergstraße überqueren müssen, um uns dieses Geotop anzusehen und eine kleine Rast einlegen zu können.
Niagara lässt grüßen: Der Grüne See und seine Kaskaden
Nun, ganz so imposant ist der Wasserfall hier nicht – gleichwohl darf er sich mit seinem kaskadenartigen Sturz und 5 m Fallhöhe „größter Wasserfall im Wiehengebirge“ nennen. Idyllisch ist dieser Ort der „Superlative“ allemal und lockt als Ensemble mit dem Grünen See recht viele Ausflügler an. Auf der Suche nach ungestörten Ruhe- und Liegeplätzen oder gar nach einer passenden Bade-Einstiegsstelle muss man jedoch verzweifeln: zu unwegsam das Gelände, zu steinig die Umgebung, zu steil das Ufer und zu kalt der See. Der war bis in die 1930er Jahre ein kleiner Steinbruch, füllte sich zunehmend mit Regen- und Grundwasser und machte fortan aufgrund der gelösten Mineralien wie Kalziumkarbonat als Grüner See von sich Reden. Schön und sehr entspannt ist der Blick von oben: ein paar Treppenstufen und schon kann man an oder in der Seehütte die Szenerie genießen und Rast einlegen.
Leider ist an unserem heutigen Wandertag die Hütte geschlossen; freitags und sonntags hätten wir mehr Glück gehabt – möglich ist auch eine individuelle Terminvereinbarung. Wir nutzen die vorhandenen Sitzmöglichkeiten für eine Stärkung und treten dann den Rückzug auf den TERRA.track Kellenberg an.
Grüner wird’s nicht …
Entschlossenen Schrittes bewältigen wir erneut ein kurzes Stück entlang der Kreisstraße, queren diese und erreichen einen geradezu malerischen Abschnitt unserer Tour. Hier teilt sich unser Track die Route mit dem Wittekindsweg, der hier auf dem Südkamm des Wiehengebirges verläuft. Wir blicken auf die Ansiedlung Thörenwinkel mitsamt dem historischen Haus Kellenberg als Teil der Ev.-luth. Stiftung Hünenburg und weiteren Hofstellen. Nachdem uns die zahlreichen Baumarten, Wiesen und Felder sowie das soeben beschriebene Gewässer schon überreichlich mit grünen Farbnuancen beglückt haben, müssen wir hier sagen: grüner wird’s nicht! Wir bewegen uns bergauf und auf lauschigen Pfaden durch herrlichen Buchenwald Wir erinnern uns kurz: die Buche galt in alten Zeiten als Symbol für Schutz (“…Buchen sollst Du suchen.“), Vitalität und Lebenskraft. Nun, wir fühlen uns gerade auch wirklich prächtig! Der Wald bleibt uns auch auf unserem letzten Teilstück treu und hält sogar noch eine bemerkenswerte Aussicht für uns bereit, für die wir allerdings etwas abseits unseres Weges geraten: den Blick in das Kirchspiel Buer genießen wir gemütlich im bereits vielzitierten Grünen und auf 145 m über N.N. sitzend. Zurück am Startpunkt unserer Tour sind wir noch Energie geladen genug für unseren zweiten Abstecher zu einem wahrhaft großartigen erdgeschichtlichen Highlight.
Zu guter Letzt ein Echsen-Drama?
Hätten wir heute das Klima, wie es vor 150 Mio. Jahren in unserer Region geherrscht hat, wären wir beim Wandern noch mehr ins Schwitzen geraten. Denn seinerzeit herrschte eher tropisches Klima und wir befänden uns in einer strandähnlichen Landschaft. Durchwandert wurde diese Gegend aber schon damals und zwar von mindestens zwölf Sauriern zweierlei Gattung: eine Herde pflanzenfressender Camarasaurier und zwei fleischfressende Megalosaurier. Die urzeitliche Verfolgungsszene, die hier gerne hineininterpretiert wird, ist allerdings reine Phantasie. Fakt ist, sie alle hinterließen ihre Spuren im weichen Untergrund. Diese wurden 1921 in dem jurassischen Steinbruch entdeckt und stehen heute „steil“. Warum, das und noch mehr steht alles anschaulichst erklärt auf den TERRA.vita-Infotafeln.
Öffentliche Verkehrsmittel
Am besten Erreichbar ist der Weg von Osten über die Kellenbergstraße in Höhe des Grünen Sees. Von Osnabrück Hbf kommend mit RB61 in Richtung Bielefeld bis Bruchmühlen. Von dort weiter mit Linie 306 und 314 bis zur Haltestelle Markendorf (Melle) Grüner See. In Abhängigkeit von Wochentag und Uhrzeit werden weitere Möglichkeiten angeboten. Es empfiehlt sich die bekannten Portale für die individuelle Anreise zur Hilfe zu nutzen.
Interaktiver Liniennetzplan der Verkehrsgemeinschaft Osnabrück:
https://netzplan-vos.info/index.php/de/netz
Fahrplanauskunft der Bahn:
https://www.bahn.de/p/view/index.shtml
Anfahrt
Adresse für das Navigationssystem:
Naturpark-Wanderparkplatz „Saurierfährten“, 49328 Melle, Huntetalstraße
Alternativ: Naturpark-Wanderparkplatz „Grüner See“, 49328 Melle, Kellenbergstrasse 45
Parken
Naturpark-Wanderparkplatz „Saurierfährten“, 49328 Melle, Huntetalstraße
Alternativ: Naturpark-Wanderparkplatz „Grüner See“, 49328 Melle, Kellenbergstrasse 4
Koordinaten
Wetter am Startpunkt der Tour
Statistik
- 5 Wegpunkte
- 5 Wegpunkte
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