TERRA.track: Billkuhle
Natur- und Geopark TERRA.vita Verifizierter Partner Explorers Choice
Berge gehört zur Samtgemeinde Fürstenau und liegt am äußersten Nordwestrand des Landkreises Osnabrück. Die namensgebenden „Berge“ sucht man in der Landschaft ringsum vergeblich. Aber nur auf den ersten Blick …
Der Ortsname spielt auf die nahegelegene Endmoräne des Börsteler Waldes an. Es ist der nördlichste Ausläufer der eiszeitlichen Endmoränenlandschaft der Ankumer Höhen. Und weil sich der bewaldete Höhenzug inselartig (wie ein kleiner Berg) aus dem sonst ebenen Tiefland erhebt, kam Berge zu seinem Namen.
Die Landschaft erzählt Geschichten: Der Track verbindet gleich mehrere historisch bedeutsame Orte, die – auf den ersten flüchtigen Blick dem Betrachter zunächst verborgen – direkt am Wegesrand liegen.
Hinweis zur Darstellung der Variante und des Zuweges:
Dieser Weg bietet eine markierte Variationsmöglichkeit und einen Zuweg zur Hauptroute. Da Varianten und Zuwege im Tourenplaner von outdooractive derzeit nicht abgebildet werden können, ist in der Galerie ein Auszug in Form eines Fotos der am Wanderparkplatz Billkuhle aufgestellten Schautafel abgebildet. Dieses Foto kann in der Browser-Version von outdooractive über die Drucken-Funktion im oberen rechten Bereich und der Aktivierung des Schalters "Topo" als pdf-Datei erzeugt und heruntergeladen werden.
Autorentipp
Wegearten
Start
Ziel
Wegbeschreibung
Waldig liegt der Wanderparkplatz Billkuhle mitten im Grünen direkt an der Lingener Straße. Das Licht schimmert durch die Baumwipfel, munteres Vogelgezwitscher. Wir sind gespannt, was uns auf einem der nördlichsten TERRA.tracks erwartet und starten unsere Tour im Uhrzeigersinn.
Zunächst geht es auf breitem Forstweg durch einen Mischwald: Eiche, Kiefer, Kastanie, Linde, Eberesche, Buche, Ahorn … eine bunte Baummischung. Es duftet nach Moos und Kräutern; Zaunkönig und Mönchsgrasmücke wetteifern mit schmetternden Gesang.
Wenn wir erklimmen schwindelnde Höhen?!
Kurz darauf erreichen wir schon einen ersten Ort mit historischer Vergangenheit. Es ist der 85 m (!) hohe Leipziger Berg, der als solcher im Gelände kaum auszumachen ist. Außerhalb von Wiehengebirge und Teutoburger Wald muss man sich eben mit geringeren Höhen zufriedengeben.
Eine kleine Tafel weist auf diesen fast unscheinbaren Ort mit historischer Vergangenheit hin: Die Namensbezeichnung erinnert an den Sieg über Napoleon in der Völkerschlacht bei Leipzig im Jahr 1813. Diese Tradition wurde alljährlich noch bis zum 1. Weltkrieg 1914/18 als Osterfeuer fortgeführt, bei dem man sich „bei Ostereiern und Schluck zu einem fröhlichen Stelldichein“ traf. Heute ist der Feuerplatz zugewachsen.
Am Waldboden wächst immer wieder Blaubeere, ein Zeichen für den sauren, sandigen Boden unter unseren Füßen. Gletscher aus der Eiszeit haben den Sand vor etwa 200.000 Jahren hierhertransportiert. Hierzu erfahren wir im Laufe der Wanderung noch Genaueres.
Zwischen landschaftlichem Idyll und Industriecharme
Der Wald öffnet sich, wir können in einiger Entfernung den Ortsrand von Berge ausmachen. Auf naturnahmen Weg geht es am Waldrand entlang, vorbei an leicht hügeligen Feldern. Wie dazu bestellt, stimmt die Goldammer ihr Lied an: „Wie, wie, wie, wie hab ich dich liiiiieeeeb!" So wird im Volksmund der charakteristische Gesang des hübschen Vogels mit dem gelben Federkleid „übersetzt“. Sie besiedelt offene und halboffene Lebensräume wie Feldränder und Waldlichtungen. Wie passend!
Wir erreichen einige Häuser. Auf asphaltiertem Weg geht es erst durch eine kleine Siedlung, dann durch ein Industriegebiet zwischen den Firmen Segler und Alding & Lübben hindurch. So wenig idyllisch dieser kurze Abschnitt auch wirken mag, ist er doch Ausdruck einer starken regionalen Wirtschaft und Zeichen von Arbeitsplätzen direkt vor Ort. An den Naturschutz wurde auch gedacht: Rund um die Firmen wurden Blühwiesen angelegt. Aufgeregtes Summen und Nektarschlacht in der Insektenweide!
Landidyll mit erstaunlichem Namen
Nach Querung der L102 ist der „Industriecharme“ schnell vergessen, Wald und Flur haben uns zurück. Die Linden blühen und verströmen ihren süßen Duft. Wir queren den Wehdemühlenbach, der sich leicht plätschernd durch die Landschaft windet. Am Waldrand liegen verwunschen zwei Fachwerkhäuser. Kurz darauf können wir auf einer kleinen Tafel lesen, dass sich an diesem Ort ehemals eine Töpferei namens Holling u. Frese befand. Weiter geht es nach links durch den Wald; auf der rechten Straßenseite erheben sich direkt am Wegesrand drei unterschiedlich gut erhaltene Grabhügel.
Dann erreichen wir eine weitere Berger Bauernschaft und fragen uns beim Betrachten des Straßenschildes schmunzeln, wie man wohl darauf kommt, ein so ländliches Idyll „Neustadt“ zu nennen. Die Erklärung ist einfach: Die Bezeichnung „Neustadt" stammt von einem alten bäuerlichen Hof, dessen Bewohner "Nienstadt" oder so ähnlich hießen.
Auf den Spuren der Eiszeit
Nach unserem Ausflug in „die Neustadt“ erreichen wir erneut die L102, die wir nun wieder queren. Ein Stück geradeaus und dann nach links treffen wir auf einen Querweg, an dem wir - dem Track folgend - nach rechts abbiegen. Allerdings lohnt sich an dieser Stelle ein kleiner Ausflug nach links. Dort liegt in etwa 300 Metern Entfernung eine Aussichtsplattform, die zum Eiszeit-Entdeckerpfad gehört. Hier bekommen wir nicht nur Infos zur Entwicklung der Landschaft, sondern auch gleich den entsprechenden Ausblick bis zu den Dammer Bergen samt Hörspiel geboten.
Von Getreidefeldern begleitet geht unser Weg weiter durch die schöne Kulturlandschaft des nördlichen Landkreises. Es duftet nach Kamille, die gerade an den Feldrainen herrlich blüht. Entlang des folgenden Wegstücks treffen wir noch auf zwei weitere Stationen des Eiszeit-Entdeckerpfades, bevor wir diesen an einem weiteren, prägnant im Feld liegenden Hügelgrab nach rechts verlassen.
Wer an dieser Stelle für einen kurzen Abstecher dem Eiszeit-Entdeckerpfad nach links folgt, erreicht in rund 500 m Entfernung das sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnete Bauernhofcafe Nyenhuis. Hier lässt sich bei einem Stück Eiszeittorte oder anderem selbstgebackenem Kuchen wunderbar pausieren ...
Nach einem guten Stück über Graswege durch Feld und Wiese geht es wieder in den Wald. Ein unangenehmer Geruch steigt in die Nase. Den Verursacher entdecken wir sogleich am Wegesrand. Es ist die Stinkmorchel, die mit ihrem aasartigen Geruch zwar nicht uns, aber dafür Insekten begeistert. Der Gestank zieht Fliegen an, die dann dafür sorgen, dass die Sporen des Pilzes verbreitet werden.
Wir erreichen zwei Waldweiher, zwischen denen der Pfad wie über eine Brücke hindurchführt. Diese sind nicht etwa natürlich entstanden: Es sind die Quellbereiche des Wehdemühlenbaches, die in diesem Bereich über eine längere Strecke eingestaut wurden, um die entstandenen Staugewässer als Fischteiche zu nutzen. Heute liegen sie fast verwunschen im Wald, werden aber immer noch genutzt.
Der Weg wird immer schmaler, bis wir mitten im Wald auf einen großen, linearen verlaufenden Wall treffen, auf dessen Krone wir ein kurzes Stück entlangwandern. Rechts und links fällt der Hang steil und dicht bewachsen ab. Die Kleinbahnlinie Quakenbrück-Berge-Lingen ist zwar längst Geschichte, aber hier können wir auf ihren historischen Spuren wandeln. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn es handelt sich tatsächlich um den ehemaligen Kleinbahndamm, auf dem noch bis 1953 die Lokomotiven dampften.
Kurz darauf erreichen wir einen lauschig auf einer Lichtung gelegenen Waldspielplatz. Mehrere Picknickbänke laden zur Rast ein. Die eigentliche Sehenswürdigkeit liegt aber jenseits des Weges. Auf einer kleinen Anhöhe steht eine Wanderschutzhütte. Von einem davor gelegenen Geländer aus können wir eine kleine Schlucht blicken. Es ist die Billkuhle! Namensgebend für den Track und die Schutzhütte. Die Herkunft des Namens "Billkuhle" ist nicht überliefert. Allerdings eine kleine Anekdote: Früher sage man den Kindern gerne, die Kinder stammen aus der Billkuhle. Nach ausgiebigem Verweilen sind die letzten Meter zurück zum Wanderparkplatz nur noch ein Klacks.
Hinweis
Anfahrt
Wanderparkplatz Billkuhle, Lingener Straße, 49626 Berge; alternativ Wanderparkplatz Kreuzberg, Börsteler Str. Ecke Berger Str., 49626 BergeParken
Wanderparkplatz Billkuhle, Lingener Straße, 49626 Berge; alternativ Wanderparkplatz Kreuzberg, Börsteler Str. Ecke Berger Str., 49626 BergeKoordinaten
Statistik
- 3 Wegpunkte
- 3 Wegpunkte
Fragen & Antworten
Hier kannst du gezielt Fragen an den Autor stellen.
Bewertungen
Fotos von anderen