TERRA.trail 14 - Schwarzes Gold in der Borgloher Schweiz
Natur- und Geopark TERRA.vita Verifizierter Partner Explorers Choice
Spuren des ehemaligen Bergbaus, überraschend gebirgige Landstriche und schöne Aussichten – darum dreht es sich beim TERRA.trail 14. Die kurze, aber knackige Tour führt uns durch die Hilteraner Ortsteile Hankenberge, Wellendorf und Borgloh. Dabei bewegen wir uns auf der Nordseite des Teutoburger Waldes. Während es zunächst westlich der A33 noch durch eine vergleichsweise flache Landschaft geht, hat es das Gebiet östlich der Autobahn in sich: Nicht umsonst spricht man von der „Borgloher Schweiz“. Der Teuto geht hier nahtlos in das zentrale Osnabrücker Bergland über und präsentiert sich als eine Landschaft mit tief eingeschnittenen Tälern und tollen Ausblicken von den Höhenrücken.
Kurze, bergige Tour durch die Borgloher Schweiz. Routenführung meist auf schmalen Straßen, sonst auf gut befestigten Waldwegen. Östlich der A33 bei Wellendorf lässt sich die Route teilen.
Wichtiger Hinweis: Der TERRA.trail 14 ist nur in Fahrtrichtung im Uhrzeigersinn beschildert. Es ist mit waldtypischen Gefahren zu rechnen, wie mangelnde Stand-/ Bruchfestigkeit von Bäumen oder matschigen Wegen mit tiefen Fahrspuren. Das Befahren des Trails erfolgt auf eigene Gefahr.
Los geht`s:
Wir starten am Wanderparkplatz Limberg, der gut 300 Meter westlich der Landstraße liegt, die Hilter mit Kloster-Oesede verbindet. Auf einem recht gut befestigten Waldweg erreichen wir unser erstes Ziel: das Mundloch des Karlsstollen (1). Ein kleines Schild rechts am Wegrand weist auf die Stelle hin, an der man absteigen und ein paar Meter in den Wald gehen muss.
Steht man heute vor den Überresten des Karlsstollen, ist die rege Betriebsamkeit, die einstmals auf der Zeche Hilterberg (so nannte man dieses Bergbaugebiet) geherrscht haben muss, nur noch schwer zu erahnen. Der ummauerte Stolleneingang, das sogenannte Mundloch, liegt heute im Wald verborgen und der zu einer Halde aufgetürmte Aushub aus den Stollen ist dicht von Bäumen und Sträuchern bewachsen. Wer glaubt da, dass auf der Zeche Hilterberg einmal über 200 Menschen Arbeit gefunden haben?
Im Jahre 1872 begann der Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein mit dem Bau des Stollens, der zwei Jahre später in Betrieb genommen wurde. In den Folgejahren wurden Luftschächte zur Bewetterung und zwei weitere Tiefbauschächte abgeteuft. In schwerer Handarbeit baute man auf mehreren Sohlen die Steinkohle ab, mit der in Georgs-Marien-Hütte die Öfen des Stahlwerkes befeuert wurden. Schon von Anfang an hatte man mit Verwerfungen im Untergrund und mit Wassereinbrüchen in die Stollenanlagen zu kämpfen. Zusätzlich kam später der immer stärkere Konkurrenzdruck der Ruhrgebietskohle hinzu, sodass 1903 der Betrieb in Hilterberg eingestellt wurde.
Nördlich des Stollenmundlochs, wo heute Wohnhäuser stehen, befanden sich zur Betriebszeit der Zeche eine Beamtenwohnung, ein Büro, ein Waschraum, ein Stall, Werkstätten und mehrere Dampfkessel.
In den Notzeiten der Weltkriege erwachte der Kohlenbergbau der Gegend noch einmal zu neuem Leben, als die Bauern der Umgebung mit einfachen Mitteln im Tagebau Kohle zum Heizen abbauten. Etwa 1 km südwestlich des Mundlochs findet man noch heute grubenförmige Vertiefungen, so genannte Pingen, die durch diese Form des Kohlenabbaus entstanden sind.
Die Tour führt am Ortsteil Brannenheide nach Wellendorf. Am Ortseingang überqueren wir die Bahn und sehen das alte Bahnhofsgebäude (2). Hier wurde früher der größte Teil der abgebauten Kohlen verladen. Sogar mit dem Aufbau einer Brikettfabrik wurde begonnen, die allerdings nie in Betrieb ging. Die Strecke wurde 1984 stillgelegt, nach Protesten der Bewohner aber 2005 wieder reaktiviert, sodass hier nun wieder Personenverkehr betrieben wird. Das alte Gebäude wird heute aber nicht mehr als Bahnhof sondern als Wohnhaus genutzt und befindet sich in Privatbesitz.
Was hat die französische Besetzung des Ruhrgebietes mit der Wellendorfer Kirche (3) zu tun? Als Anfang der zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts die Franzosen das Ruhrgebiet besetzten und damit die Versorgung Deutschlands mit Kohle unterbrachen, führte das zu einem neuen, wenn auch sehr kurzen Aufschwung des hiesigen Bergbaus. Plötzlich gab es wieder einen Markt für die Borgloher Kohle, die zuvor von der billigeren und qualitativ hochwertigeren Ruhrgebietskohle verdrängt worden war. In den Jahren 1922/23 hatte die Wellendorfer Bevölkerung neue Hoffnung, im Kohlenbergbau Brot und Arbeit zu finden. Aus diesem Grund widmete man die katholische Kirche, die sich damals im Bau befand, der heiligen Barbara, der Schutzheiligen der Bergleute. Borgloher Bergleute stifteten die drei Fenster, die sich an der Nordseite der Kirche befinden. Das mittlere Fenster zeigt die Heilige, darunter ist der Schriftzug „Hl. Barbara, bitte für uns“ zu lesen. Auf den beiden äußeren Fenstern entdeckt man zwei Bergleute bei der Arbeit, darunter stehen die Worte „Gebet“ und „Arbeit“.
Nur rund 800 m weiter sehen wir links der Straße die nächste Station dieser Tour: den Förderturm des Ernst-August-Schachtes als Relikt der Zeche Kronprinz (4). Den stählernen Turm, der heute direkt an der Straße nach Borgloh steht, muss man in Gedanken auf die andere Straßenseite versetzen. Dort stand er nämlich zur Betriebszeit der Zeche Kronprinz, als an diesem Ort nicht Kunststofffenster produziert, sondern Kohlen gefördert wurden. Aber auch der heutige Standort des Turms hat bergbauliche Vergangenheit: von 1850 bis 1924 wurde dort der Ernst-August-Schacht betrieben.
Mit bis zu 485 Mann Belegschaft war die Zeche Kronprinz einer der größten Betriebe im Borgloher Raum. Seit dem Abteufen des ersten Schachtes 1865 durchlief sie eine wechselvolle Geschichte. Nach einigen erfolgreichen Jahrzehnten der Kohlenförderung wurde sie 1924 stillgelegt; kurz zuvor zerstörte ein Brand den Förderturm und andere oberirdische Anlagen. 1956 hatte sich die Lage auf dem Kohlenmarkt so verbessert, dass der Betrieb wieder aufgenommen wurde. An diesen Neuanfang erinnert die Lore beim Förderturm.
In dieser Zeit wurde die gesamte geförderte Kohle von den Dyckerhoff-Zementwerken in Lienen abgenommen, die damit ihre Öfen befeuerten. Als das Zementwerk auf Gasfeuerung umgestellt wurde, bedeutete dies das Aus für den Kohlebergbau. Die Zeche Kronprinz wurde 1963 als letzte Steinkohlenzeche Niedersachsens endgültig geschlossen. Der alte Förderturm ist als einziger Teil der Zechenanlagen übrig geblieben und erinnert, seit er 1988 an seinem jetzigen Standort aufgestellt wurde, an diese wichtige Zeit in der Borgloher Geschichte.
Auch die Glückauf-Siedlung am Strubberg ist – wie der Name schon vermuten lässt - eng mit dem Bergbau verbunden: Ebenso wie einige Häuser in Borgloh und andere in Wellendorf wurden sie mit Zuschüssen des Bergwerkes gebaut, einer betrieblichen Eigenheim-Zulage sozusagen. Als in den 1950er und 1960er Jahren der Wohnraum für die Bergleute der Zeche Kronprinz knapp war, beteiligte sich die Bergwerksgesellschaft mit 20 Pfennig pro geförderter Tonne Kohle am Bau dieser Häuser. Noch heute ist es dort möglich, den einen oder anderen Bewohner zu treffen, der spannende Geschichten von der Arbeit unter Tage erzählen kann.
Wer Lust hat auf eine kleine Entdeckungstour abseits des Weges, der verlässt die Glückaufstraße und durchstreift den Wald auf der Kuppe des Strubbergs (5). Schnell stößt man dort auf seltsame Mulden im Waldboden. Mal kreisrund, mal länglich, oft in unmittelbarer Nähe kleiner Hügel. Was schon so mancher als Bombenkrater erklären wollte, sind in Wirklichkeit weitere Bergbaurelikte. Am Strubberg wurde schon seit Jahrhunderten Kohle abgebaut; heute sind jedoch keine Stolleneingänge, sondern nur noch die so genannten Pingen erhalten. Diese Vertiefungen entstanden hier am Strubberg auf zweierlei Art: Einmal sind es Bereiche, in denen sich im Untergrund Stollen befinden, über denen der Boden nachgebrochen ist. Weiterhin sind es Löcher und Gräben, die während und kurz nach dem 2. Weltkrieg entstanden, als die Menschen mit einfachsten Mitteln nach Kohle gruben, um damit ihre Wohnungen zu heizen (siehe auch Punkt 1). Mit etwas Glück findet man in einer der Halden ein kleines Stückchen schwarz glänzende Kohle.
Rasant führt uns die Straße wieder vom Strubberg hinunter. Wir gelangen schließlich zu der Landstraße, die Borgloh mit Kloster Oesede verbindet. Nach knapp 500 Metern geht es aber schon wieder rechts ab und nach 1500 steilen Metern stehen wir vor dem Borgloher Aussichtsturm (6) und auf der Kuppe des Gersberges. Steile Hügel, Wiesen und Felder, mit Wald bestandene Kuppen, über das Land verstreute Einzelgehöfte – es fehlen nur die Glocken um die Hälse der Borgloher Kühe und der Vergleich dieser Landschaft mit der Schweiz wäre perfekt. Na ja, als Ersatz für die Alpen müsste eben der Teutoburger Wald herhalten. Auf Grund dieser Ähnlichkeiten mit dem Land der Eidgenossen erhielt die Gegend schon früh den Namen „Borgloher Schweiz“. Unterschiedlich harte Gesteine im Untergrund, die nicht gleichmäßig abgetragen wurden, sind verantwortlich für das ständige Auf und Ab der Täler und Höhen. Vom Aussichtsturm, eigentlich einem Wasserspeicher, hat man einen Ausblick ins weite Umland von Borgloh. Nach Nordnordwesten der Bauernfrieden, an dessen Flanke die Strecke hinaufging, weiter entfernt im Nordosten die Holter Berge, direkt im Osten der Ort Borgloh und bei guter Sicht kann man sogar bis zur Porta Wesfalica schauen. Im Süden erstreckt sich dunkel der Rücken des Teutoburger Waldes. Dort sind Lohnberg, Borgloher Egge, Hülsberg, Evensbrink und Heidbrink auszumachen.
Ein wenig im Zickzack geht es nun nach Süden vom Gersberg wieder hinunter. Nachdem wir ein kleines Waldstück verlassen haben, blicken wir links in ein schmales, waldbestandenes Tal. Bevor die Route über einen Bauernhof verläuft, zweigt links ein Feldweg ab, der an das untere Ende dieses Tals führt. Betritt man hier das kleine Wäldchen, fallen einem zuerst die Teiche neben dem Weg auf. Ihr Wasser leuchtet orangefarben aus dem Grün der Büsche und Bäume hervor, es wirkt unnatürlich und lässt sofort an Umweltverschmutzungen aller Art denken. Aber weit gefehlt! Folgt man dem kleinen Bach, der die Teiche speist, auf die andere Seite des Weges, trifft man auf das Mundloch eines Stollens (7).
Hier tritt das Ockerwasser aus dem Berg und schnell erkennt man den Übeltäter: Der Berg selbst ist es! Andauernd werden aus dem Gestein Eisen und feinste Tonpartikel gelöst und in tiefere Schichten geschwemmt, bis sie schließlich mit dem Bach ans Tageslicht kommen. In ihm läuft ein großer Teil der Sickerwässer aus dem Gersberg zusammen, denn der Stollen, aus dem er austritt, wurde zur Entwässerung der Schächte und Abbaustollen im Berg angelegt. Wie am Strubberg und am Hilterberg wurde hier am Gersberg kreidezeitliche Kohle abgebaut. In den Jahren 1831 bis 1852 und für kurze Zeit Anfang der 1950er war der Stollen in Betrieb. Er reicht über 600 Meter weit in den Berg hinein, auf den ersten 200 Metern sind die Wände und die Decke ausgemauert. Die eigentliche Ummauerung des Mundlochs wurde zerstört, sodass nun die Ausmauerung sichtbar ist. Es sollte jedoch niemand auf den Gedanken kommen, den Stollen zu betreten: So ein Vorhaben wäre lebensgefährlich. Weit weniger gefährlich ist es für die zahlreichen Fledermäuse, die hier ihre Winterruhe verbringen.
Zurück auf der Route kommen wir nun langsam wieder in ebenere Gefilde.
Zurück auf der Westseite der A33 überqueren wir noch einmal die alte Bahnlinie, die wir schon in Wellendorf kennen gelernt haben, und nähern uns langsam wieder unserem Ausgangspunkt. Nicht jedoch, ohne uns ein letztes Mal mit der Bergbaugeschichte zu beschäftigen. Etwa 300 Meter, nachdem wir auf der Straße „zum Limberg“ die Düte überquert haben, finden wir links ein gelbes Schild:
Folgt man dem kleinen Pfad in das Dickicht hinein, kommt man zu einem offenen Platz, an dessen Nordseite eine eingezäunte Grube liegt – der Schachteingang. Heute ist er natürlich gesichert, denn sonst könnte aus einem unvorsichtigen Schritt schnell eine Reise in 64 Meter Tiefe werden. Jetzt wird auch klar, wie der Hügel, den man gerade erklommen hat, entstanden ist: Es ist der
Wo ein „Alter Tiefbauschacht“ (8) ist, muss es auch einen „Neuen Tiefbauschacht“ geben: Er gehörte ebenso wie der Karlsstollen (Station 1) zur Zeche Hilterberg. Etwa ein Kilometer in westlicher Richtung findet man im Wald Überreste des Stollens und der dazugehörige Halde. Wäre es möglich, sich gut hundert Jahre in der Zeit zurückversetzen zu lassen, könnte man von dieser Stelle aus die Fahrt zum Karlsstollen unterirdisch antreten: Mit ähnlichen Loren wie denen, die neben dem Schacht ausgestellt sind, wurde die Kohle in den Schächten transportiert. Vom Zechenplatz aus brachte man das „Schwarze Gold“ dann mittels einer Drahtseilbahn zum Bahnhof in Wellendorf. Und den haben wir am Anfang der Tour ja bereits kennengelernt.
Jetzt dürfte jeder gemerkt haben, dass das „Osnabrücker Bergland“ seinen Namen zu Recht trägt. Und dass das „Gebirge“ außerdem auch unter Tage seine spannenden Seiten hat, das konnten wir zumindest erahnen.
Wenn Ihnen die Tour gefallen hat, probieren Sie doch mal die anderen TERRA.trails. Oder stöbern Sie einfach auf unserer Website. Haben Sie weitergehende Fragen zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten? Auch dann helfen wir Ihnen natürlich gerne weiter.

Wegearten
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Natur- und Geopark TERRA.vita
Am Schölerberg 1
49082 Osnabrück
Telefon: 0541/501 4217
Telefax:0541/501 4424
Email: info@geopark-terravita.de
Internet: www.geopark-terravita.de
Start
Ziel
Koordinaten
Ausrüstung
Helm, verkehrssicheres Rad, Fahrradkarte und/oder GPS Navigator ...Statistik
- 8 Wegpunkte
- 8 Wegpunkte
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