TERRA.trail 08 - Vom Steinbruch zum Bruchstein
Natur- und Geopark TERRA.vita Verifizierter Partner Explorers Choice
Eine Fahrradtour mitten durch die Stadt? Ja, sicher! Warum nicht? Im Vergleich zu anderen Städten ist Osnabrück noch recht weit vom dauerhaften Verkehrsinfarkt entfernt. Und es ist schon erstaunlich, wie viel Natur sich hier verbirgt. Nicht nur, weil Osnabrück als einzige Großstadt Deutschlands mitten in einem Naturpark liegt, sondern auch, weil viel Erdgeschichte überall in den historischen Gebäuden vermauert wurde. Thematisch spannt die Tour einen Bogen von der modernen musealen Naturinszenierung am Schölerberg im Süden bis hin zur Erd- und Bergbaugeschichte am Piesberg im Norden der Stadt. Dazwischen ein bisschen Stadt- und Steingeschichte. Wer nichts verpassen will, sollte die Tour am Wochenende fahren, da die Station „Aussichtsplattform am Piesberg“ wochentags nicht zugänglich ist.
Fahrtechnisch ist diese Route nicht allzu anspruchsvoll, nur am Piesberg geht es mal etwas mehr zur Sache. Vom Startpunkt aus stürzen wir uns gleich mitten ins Getümmel und durchqueren sowohl die Neustadt als auch den alten Stadtkern auf recht verschlungenen Schleichwegen. Im Norden umrunden wir dann den Piesberg und treten den etwas ruhigeren Rückweg über die Stadtteile Haste, Schinkel, Gretesch und Voxtrup an.
Wichtiger Hinweis: Der TERRA.trail 8 ist nur in Fahrtrichtung im Uhrzeigersinn beschildert. Es ist mit waldtypischen Gefahren zu rechnen, wie mangelnde Stand-/ Bruchfestigkeit von Bäumen oder matschigen Wegen mit tiefen Fahrspuren. Das Befahren des Trails erfolgt auf eigene Gefahr.
Tagestour durch das Stadtgebiet von Osnabrück. Wenige kurze, steile Steigungen, bis auf zwei kurze Abschnitte Routenführung auf Straßen und befestigten Wegen.
Los geht´s!
Das Museum am Schölerberg (1) liegt genau neben dem Eingang des Osnabrücker Zoos und bietet ungewohnte Perspektiven beim Blick auf unsere natürliche Umwelt. Besonders verblüffend ist die Ausstellung „unter.Welten“, die den Besucher in den Boden entführt und ihn dabei auf die Größe eines Maulwurfs schrumpfen lässt. Wer am Ende der Tour noch Zeit hat, sollte sich das nicht entgehen lassen. Im Eingangsbereich empfängt ein riesiger, 300 Millionen Jahre alter Wurzelstock eines Siegelbaums den Besucher.
Etwas weniger Zeit nimmt der Besuch des frei zugänglichen Bodenpark (2) in Anspruch, der zur EXPO 2000 neben dem Haus der Kreisverwaltung des Landkreises Osnabrück eingerichtet wurde.
Kreishaus Osnabrück
Am Schölerberg 1
49082 Osnabrück
https://www.landkreis-osnabrueck.de/
An einem „geologischen Schnitt“ bekommen wir einen schnellen Überblick über die Erdgeschichte und den unterirdischen Aufbau der Region. Ein „tiefer gelegter“ Pavillon lässt uns außerdem verschiedene Landschaften „von unten“ besichtigen. Wir umrunden die Ost- und die Nordseite des Schölerberges, überqueren die Iburger Straße und steuern dann langsam aber sicher auf die Innenstadt zu. Auf der Sutthauser Straße geht es unter der Bahn hindurch und am Rosenplatz vorbei. Schließlich überqueren wir auf der Kommenderiestraße den „Johannis-Torwall“ und befinden uns damit im eigentlichen Stadtkern.
Wir kommen in das Universitäts-Viertel. Große Teile der Uni sind im Osnabrücker Schloss untergebracht, andere in den benachbarten Neubauten. Wir passieren dann noch den Ledenhof, ein ehemaliges Herrenhaus, das linkerhand durch seine hübsche Dekorierung auffällt und umrunden das Nikolaizentrum. Alternativ können wir die Räder über den Nikolaiort schieben und dort in einem der Bistros noch ein „Käffchen“ genießen. So oder so – wir landen schließlich im ältesten Teil Osnabrücks, wo der Dom und das Stadttheater die Kulisse beherrschen.
Angekommen am Marktplatz mit Rathaus, der Stadtwaage und der Marienkirche (3).
Hier steht man praktisch in einem geologischen Museum, nur merkt es keiner. Der Blick nach unten zeigt wahlweise grauen Quarzit vom Piesberg oder rötliche Granite und Gneise, die aus Skandinavien stammen und von Eiszeitgletschern hertransportiert wurden. Beide geben ein hübsches Kopfsteinpflaster ab, auf dem gefederte Fahrräder klar im Vorteil sind.
Das Rathaus selbst besteht – bis auf die Freitreppe - aus Melleraner Schilfsandstein, der vor über 200 Millionen Jahren in Flussbetten als loser Sand abgelagert worden war. Dass diese Wahl nicht wirklich die Beste war, dürften diese Architekten nicht mehr erfahren haben. Heute sieht man aber an vielen Stellen, dass dieser sogenannte „Schilfsandstein“ doch sehr verwitterungsanfällig ist. Nichts desto trotz macht dieses spätgotische Bauwerk (gebaut 1487-1512) mächtig Eindruck und ist vor allem für seine Rolle beim westfälischen Frieden überregional bekannt. Wie man hier sehen kann, liegen Rathaus, Stadtwaage, Dom und Theater dicht beieinander.
Auch dem Laien fällt auf, dass die beiden Haupttürme des Dom St. Peters (4) sich deutlich unterscheiden. Nicht nur, dass der südliche (rechte) Turm dicker ist als der nördliche, seine Fenster zeigen im Gegensatz zum übrigen Gebäude auch eindeutig einen gotischen Spitzbogen. Die Rundbögen der anderen Fenster sind romanischen Baustils. Die Baugeschichte erklärt diese Unterschiede:
Die erste Kirche wurde an dieser Stelle bereits im Jahre 785 errichtet. Zwischen 1218 und 1277 erhielt der Dom weitgehend sein heutiges Aussehen einer spätromanischen Basilika. Zwischen 1502 und 1543 wurde der südliche Turm vom Umfang her erweitert und dem damals üblichen Baustil angepasst. In dieser Zeit wurde auch das Portal errichtet, das ebenfalls als spätgotisch einzustufen ist.
Und das Baumaterial? Bei Bad Iburg am Teutoburger Wald gibt es den „Benno-Steinbruch“. Er wurde nach Bischof Benno II benannt, der sich nicht nur als Geistlicher, sondern auch als Architekt betätigte. Er ließ in diesem Steinbruch den sogenannten Osning-Sandstein abbauen, der dann unter anderem hier am Dom zum Einsatz kam. Weitere Quellen für den Osning-Sandstein waren Brüche, die heute noch an der B51 am Südrand von Oesede zu finden sind.
Wie sich die Geschmäcker doch ändern können: Die Front des Theaters (5) war so zweigeteilt, wie es deutlicher nicht sein könnte: Die dem Platz zugewandte Fassade wurde 1908/1909 im Jugendstil errichtet, und zwar aus Ibbenbürener Sandstein.
Man erkennt das Material an den zahlreichen kleinen Kieseln und den rostfarbenen Schlieren, die das Gestein unregelmäßig durchziehen. Weiter links sehen wir den Anbau aus den 70er Jahren, der heute den Eingang und das Foyer beherbergt. Und was war das bevorzugte Baumaterial dieser Zeit? Richtig! Beton. Die Fassade wurde allerdings mittlerweile renoviert.
Übrigens, wer durch die Fußgängerzone hierhergekommen ist, flanierte soeben über edlen weißgrauen Granit, der ebenfalls nicht gerade aus der Nähe stammt: Um die halbe Welt sind diese Steine gereist, um Osnabrücks gute Stube zu zieren – in chinesischen Steinbrüchen wurden sie gebrochen.
Nach so viel Architektur geht es jetzt endlich weiter auf unserer Route. Wir kommen noch am Haarmannsbrunnen (6) vorbei, dem ältesten deutschen Arbeiterdenkmal, bevor wir ein kleines Stück direkt der alten Stadtbefestigung folgen, nämlich dem Herrenteichswall.
Der Radweg an seiner Ostseite (der Weg oben bleibt Fußgängern vorbehalten) führt zu einer Holzbrücke, auf der wir die Hase überqueren. Vorher kommen wir am „Pernickelturm“ (7) aus dem 13. Jahrhundert vorbei, auf der gegenüberliegenden Seite finden wir die „Pernickelmühle“ (7). Beide Gebäude sind aus dem gelbweißen Westerberger Kalkstein errichtet. Das gleiche gilt für die „Vitischanze“, eine ehemalige Wehranlage, an der wir vorbeifahren.
Wir überqueren die Straße und fahren auf den Westerberg, in eine der beliebtesten und teuersten Wohnlagen in Zentrumsnähe. Was sich am Westerberg ebenfalls angesiedelt hat, sind die naturwissenschaftlichen Teile der Universität und die technischen Bereiche der Fachhochschule.
Die Universität bekam 1979 die Gelegenheit, einen Steinbruch hier am Nordhang des Berges als Botanischen Garten (8) einzurichten. Was sich seit dieser Zeit daraus entwickelt hat, kann sich wahrhaftig sehen lassen: Allein der Kernbereich umfasst 5,6 Hektar Fläche und es gedeihen hier Pflanzen aus aller Herren Länder. 2011 wurde der Botanische Garten um einen zweiten, 2,8 ha großen Steinbruch erweitert. Besonders beeindruckend ist das Tropen-Gewächshaus, das Regenwaldhaus, an der Nordwand des Steinbruches.
Erdgeschichtlich interessant wird der Garten durch die Lage mitten in den Gesteinen der unteren Muschelkalk-Zeit, die wir bisher ja nur von den historischen Bauwerken her kennen. Vor etwa 240 Millionen Jahren war dieses Gebiet (wie auch schon früher) vom Meer bedeckt. Ein Klimawechsel ließ das Wasser nach und nach verdunsten – übrig blieb (neben Salz und Gips) der vorher gelöste Kalk.
An einigen Stellen im Park erklären Infotafeln interessante Details dieser Gesteine von Trockenrissen über „Sturmsedimente“ bis hin zu Spuren früherer Bewohner des Meeresbodens.
Weiter geht´s quer über das Uni-Gelände.
Hier begegnen wir noch einer Skulptur (9), die das Thema Stein und Stahl künstlerisch aufgreift.
Über die „Natruper Straße“ und die „Breite Güntke“ kommen wir in das Industriegebiet am Osnabrücker Kanalhafen. Am Kiefernweg passieren wir den Steinmetzbetrieb Brüning. Wer jetzt immer noch nicht genug von Steinen gehört hat, kann sich hier über die ganze Vielfalt von Nutzsteinen informieren.
Dann wird die Strecke so richtig nett, denn wir folgen ein gutes Stück dem Hase-Uferweg. Nach einem kleinen Bahnübergang geht‘s danach rechts ab und bald führt der Weg schon leicht bergauf, denn der Piesberg (10) liegt nun vor uns. Der Name hängt übrigens mit dem Osnabrücker Stadtteil „Pye“ zusammen, dessen Einwohner den Berg als den ihren betrachten („Pyes Berg“ „Piesberg“).
Dieser Berg hat eine wahrhaft wechselvolle Geschichte hinter sich.
Bereits aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammen die frühesten Zeugnisse des Kohlenbergbaues hier am Piesberg. Aber erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts begann der Bergbaubetrieb, sich zu einem wichtigen Wirtschaftszweig zu entwickeln. Die ständigen Wassereinbrüche in das inzwischen entstandene Stollensystem machten dem Betrieb aber letztendlich 1898 den Garaus. Es ist der Initiative weniger Personen zu verdanken, dass viele Spuren dieser einmaligen Bergbaugeschichte erhalten und teilweise wiederhergestellt wurden. Neben der Kohle wurde seit jeher im Piesberg der besonders harte Sandstein („Quarzit“) abgebaut. Zunächst in kleinen Brüchen, später im großen Maßstab. Dabei entstand zunächst ein großer, langgestreckter Steinbruch im Süden des Berges, der nach Beendigung des Abbaues in den 70er Jahren zur Osnabrücker Zentraldeponie wurde. Gefüllt mit 6 Millionen Kubikmetern Müll wurde die Deponie im Jahre 2004 geschlossen. Der Gesteinsabbau hat sich zwischenzeitlich in den Nordteil des Berges verlagert, wo auch heute noch in einem gigantischen Steinbruch der begehrte „Piesberger Karbonquarzit“ gewonnen wird. Ganz nebenbei entstand auf der „Rippe“ zwischen Deponie und Nordsteinbruch ein Windpark, der den Berg weithin sichtbar macht.
Als erstes begegnen wir dem Verwaltungsgebäude der Piesberger Steinindustrie.
Daran, dass hier auch die ehemalige Bergwerksdirektion untergebracht war, erinnert eine alte Lore vor dem Gebäude.
Wir werden noch mehr Gebäude kennenlernen, die aus dem Piesberger Stein gemauert sind. Hier kann man bereits das typische graubraune Mosaik erkennen, das daher rührt, dass die Bruchflächen der Steine je nach Eisengehalt des Gesteins und Alter der Bruchfläche mal mehr und mal weniger „rosten“.
An der nächsten Abbiegung steht das wichtigste Gebäude überhaupt: Die Bergwerkskneipe! Heute besser bekannt als „Piesberger Gesellschaftshaus“, das nach wie vor für Veranstaltungen verschiedenster Art genutzt wird.
Hier finden Sie weitere Informationen!
Kurz darauf erscheint rechts ein weiteres Bauwerk, das mit dem Bergbau in Zusammenhang steht. Das „Magazin“ beherbergte früher die Waschkaue (Umkleide- und Waschräume der Bergleute). Daneben gab es hier eine Bergschmiede, die Kohlenwäsche und einen Pferdestall. Das Museum Industriekultur zeigt in diesem Gebäude jetzt größere Sonderausstellungen. Das eigentliche Museumsgebäude haben wir aber noch vor uns. Gegenüber der Auffahrt zur Deponie biegen wir links in den Fürstenauer Weg ein, der uns zum Museum hinaufführt.
Auf der linken Seite sehen wir es dann: Das Museum Industriekultur (11), untergebracht im „Haseschacht-Gebäude“.
Das wichtigste Ausstellungsstück dieses Museums passt in keine Vitrine: 30 Meter tief führt hier ein gläserner Fahrstuhl in den Berg hinein. Dort steht der erstaunte Besucher dann im „Hasestollen“ und kann ebenerdig 280 Meter durch eben diesen Stollen laufen, der schließlich am sogenannten Mundloch wieder ans Tageslicht kommt. Und zwar ziemlich genau da, wo wir eben das Magazingebäude gesehen haben.
Aber auch im Hauptgebäude gibt es einiges zu entdecken: Zwei riesige Dampfmaschinen beherrschen eine der Hallen, beide können zu Schauzwecken in Bewegung gesetzt werden, wobei eine davon dann über Riemen eine ganze Metallwerkstatt im Obergeschoss antreibt.
Informationen über die zahlreichen Wechselausstellungen und Öffnungszeiten gibt‘s direkt beim
Museum Industriekultur Osnabrück gGmbH
Nun war der Haseschacht nicht der einzige Eingang in die Piesberger Unter-Tage-Welt. Die Route führt in einem Halbkreis auf die andere Seite des Berges, wo etwas versteckt im Wald rechts eine Ruine auftaucht. Es sind die Überreste der „Stüveschacht-Anlage“ (12). Die Gebäude wurden wenige Jahre nach dem Haseschacht-Komplex errichtet.
Auch hier wurde die Piesberger Kohle gefördert. Über ein Stollensystem standen Hase- und Stüveschacht unter dem Piesberg in Verbindung.
Was die Bergleute damals auf Knien kriechend und im schwachen Licht der Karbidlampen zu sehen bekamen, können wir uns heute ganz bequem bei Tageslicht anschauen. Denn der gewaltige Steinbruch, der inzwischen den Nordteil des Berges ausgehöhlt hat, hat auch längst das alte Stollensystem erreicht. So findet man heute oben in den Felswänden stellenweise noch die alten Holzpflöcke, die damals verhinderten, dass die Stollen einstürzten.
Ganz ohne Anstrengung bekommen wir den Steinbruch aber auch nicht zu sehen. Der „Grubenweg“ führt steil bergauf zu einer Aussichtsplattform (13), die einen grandiosen Blick in den Steinbruch ermöglicht.
Sie liegt nur wenige Meter rechts oberhalb des Wasserhochbehälters (an dessen Zaun wir die Fahrräder parken können).
Vorsicht Steinbruch!
Das Betretungsverbot während der Sprengzeiten werktags zwischen 13 bis 14 Uhr und 16 bis 17 Uhr sollte unbedingt eingehalten werden. Dann wird im Steinbruch gesprengt und es ist nicht ausgeschlossen, dass Gesteinsbrocken bis auf den Weg fliegen. Und so gute Bekanntschaft wollen wir mit den Steinen ja auch wieder nicht machen.
Von der Plattform aus sieht man sehr schön, wie das Gestein auf mehreren „Sohlen“ abgebaut wird. Objekt der Begierde ist dabei nach wie vor der extrem harte Sandstein, der sich vorzüglich für den Straßenbau, den Kanalbau, die Küstenbefestigung und als Edelsplitt eignet. Zwischen den Sandsteinschichten liegen immer wieder dünne (und oft auch bereits abgebaute) Kohleflöze, die als schwarze Bänder in den Steinbruchwänden zu sehen sind. Sie sind eingebettet in Lagen aus Schieferton, die stellenweise voll von Pflanzenfossilien sind.
Hier oben befinden wir uns übrigens schon nicht mehr im Stadtgebiet: Die Nordostecke des Piesberges liegt bereits in der Gemeinde Wallenhorst.
Solche Steinbrüche mit vielen verschiedenen Schichten werden immer wieder gern als „Geschichtsbücher der Erdgeschichte“ bezeichnet. Und was hier des Steinbruchbetreibers Leid ist, freut den Geologen umso mehr: Solche Abfolgen verschiedener Gesteine erzählen tatsächlich ganze Geschichten. Diese hier geht (kurz gefasst) so:
Es war einmal vor etwa 300 Millionen Jahren, da transportierte ein großes Geflecht aus Flüssen und Bächen sehr viel Sand und Kies aus einem entfernten, südlichen Gebirge in die Küstenebene (die sich damals an dieser Stelle befand). Hin und wieder stieg der Meeresspiegel, die Küstenlinie bewegte sich Landeinwärts und die Flüsse flossen langsamer, sodass sich auf ihrem Grund auch die feinen Tonpartikel absetzten konnten, die vorher ins Meer gespült wurden. Unter günstigen Bedingungen entwickelte sich dann in dieser Ebene für ein paar tausend Jahre ein undurchdringlicher Sumpfwald.
Hier finden Sie eine Abbildung zum Karbonwald!
Stieg der Meeresspiegel weiter, ertrank dieser Wald, und seine Überreste wurden wieder von Ton und Sand zugedeckt. Den Wald finden wir heute stark komprimiert als Kohle wieder, Sand und Ton als gleichnamige Gesteine. Und die Moral von der Geschicht‘: Nur Granit, den gibt‘s hier nicht!
Wenn wir Granit (oder ähnliche Gesteine) finden wollen, müssen wir schon etwas tiefer Graben.
In etwa fünf Kilometer Tiefe steckt ein gewaltiger Block aus erstarrtem Magma (und nichts anderes ist Granit), der hier am Ende der Kreidezeit, als das Magma noch flüssig war, der Gegend ordentlich eingeheizt hat. „Bramscher Pluton“ nennt man diesen stecken gebliebenen Vulkan. Durch die von ihm ausgehende Hitze wurde die Kohle in hochwertigen Anthrazit umgewandelt, der Sandstein wurde durch die Einlagerung von Mineralien gehärtet.
Der Weg führt noch ein Stück am Rand des Steinbruchs entlang, bevor es links über Stock und Stein wieder nach unten geht. Wer kein Mountainbike hat, sollte hier lieber ein paar Meter schieben.
Ein bisschen Piesberg finden wir auch noch an der nächsten Station. Hier haben unsere fleißigen Ahnen in einem Waldstück aus großen Felsblöcken ein Großsteingrab errichtet: Die Karlssteine (14).
Gerade das Material macht dieses Grab zu etwas Besonderem, denn es ist das Einzige in dieser Region, das nicht aus nordischen Findlingen sondern aus Felsblöcken „aus der Nachbarschaft“ errichtet wurde.
Der Sage nach interpretierte Karl der Große dieses Grab als Opfertisch der heidnischen Sachsen und setzte alles daran, das gotteslästerliche Objekt zu zerstören. Nachdem er bereits alles ausprobiert hatte, bekam er die Empfehlung, es einmal mit Beten zu versuchen. Sieben Brüder aus seinem Heer flehten zu Gott, er möge helfen und siehe da: Ein kleiner Tick mit der Reitpeitsche reichte und der große Deckstein zerbrach in drei Teile. So liegen sie noch heute da.
Ein schmaler Pfad führt weiter durch den Wald und wir gelangen kurz darauf in den Stadtteil Haste. Die katholische Kirche dieses Ortsteils trägt den Namen Christus-König und erwartet uns an der Bramstraße.
Geometrische Formen: Die Christus-König Kirche (15) wurde nicht mehr von Neuauflagen der alten Baustile wie Romanik und Gotik beeinflusst. Das schlichte Gebäude mit seiner recht strengen Formensprache entstand in einer Zeit, als es alles andere als leicht war, ein solches Projekt durchzusetzen. Im Jahre 1934 wurde es eingeweiht und trotzte damit den Bemühungen des Hitler-Regimes, alle kirchlichen Aktivitäten zu unterdrücken.
Wir lassen das Nettebad und den Stadtteil „Sonnenhügel“ rechts liegen und müssen im „Widukindland“ noch einmal etwas fester in die Pedale treten. Es geht an der Südseite des Schinkelberges entlang.
Bald darauf überqueren wir die A33 und fahren dicht an den Gebäuden der Papierfabrik Schöller vorbei, neben denen unsere nächste Station liegt: Eine weitere Grabanlage, diesmal aus echten skandinavischen Eiszeit-Findlingen errichtet.
Es sind die Gretescher Steine (16).
Diese Grabstätte aus dem Neolithikum (Jungsteinzeit, ca. 3000 v. Chr.) ist leider durch neuzeitlichen Vandalismus ziemlich verunstaltet. Nicht nur die vergleichsweise harmlosen Graffitis zeugen von mangelndem Respekt, auch eingeritzte Nazisymbole finden sich an den Steinen.
So hinterlässt offenbar jede Zeit ihre unschönen Spuren.....
Auf den nächsten Kilometern überqueren wir noch einmal die Hase und gelangen über den Stadtteil Voxtrup zu unserer letzten Station.
Direkt unterhalb der A30 liegt die hübsch zurechtgemachte Brüningsquelle (17).
Sie wurde in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts nach dem ehemaligen Osnabrücker Bürgermeister Brüning benannt. Zwischen 1927 und 1964 nutzte man sie mit 8 jähriger Unterbrechung zur Getränkeproduktion, dann nahm sie durch den Bau der Autobahn schweren Schaden. 1990 richtete der örtliche Heimatverein die Quelle wieder her und versah sie mit einem kleinen Pavillon.
Den letzten Anstieg parallel zur Autobahn schaffen wir jetzt auch noch ...
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Wenn Ihnen die Tour gefallen hat, probieren Sie doch mal die anderen TERRA.trails . Oder stöbern Sie einfach auf unserer Website . Haben Sie weitergehende Fragen zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten? Auch dann helfen wir Ihnen natürlich gerne weiter.
Autorentipp
Möchten Sie nicht die ganze Strecke fahren ein und bisschen relaxen? Perfekt!
Denn dann steuern Sie doch mit gepackten Badesachen direkt das Schinkelbad an! Dies liegt nämlich genau auf der Route. Hier können Sie herrlich im Solebad mit Dampf- und Textilsauna entspannen oder im Sportbecken noch ein paar Bahnen ziehen, wo Sie sich dann entgültig auspowern können!
Viel Spaß!

Wegearten
Höhenprofil anzeigenEinkehrmöglichkeiten
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Piesberger Gesellschaftshaus
Schinkelbad Osnabrück
Sicherheitshinweise
Bitte achten Sie auf Wanderer und andere Verkehrsteilnehmer.!Weitere Infos und Links
Natur- und Geopark TERRA.vita
Am Schölerberg 1
49082 Osnabrück
Telefon: 0541/501 4217
Telefax:0541/501 4424
Email: info@geopark.terravita.de
Internet: www.geopark-terravita.de
Start
Ziel
Wegbeschreibung
Hinweis
Öffentliche Verkehrsmittel
Buslinie 21Parken
Es sind sehr viele Parkplätze in der Umgebung vorhanden
Koordinaten
Ausrüstung
Helm, verkehrssicheres Rad, Fahrradkarte und/oder GPS Navigator ...Statistik
- 22 Wegpunkte
- 22 Wegpunkte
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